Was tun, wenn ich keinen Ausbildungsplatz in meinem Traumberuf erhalte?

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Beruflich und regional flexibel sein

Wer in seinem eigentlichen Wunschberuf keine Ausbildungschance bekommt, sollte für mögliche Alternativen offen sein und sich informieren. Foto: Bundesagentur für Arbeit

Wer keine Ausbildung in seinem Wunschberuf findet, kann seine Ausbildungschancen wesentlich verbessern, wenn er auch artverwandte Berufe in die Überlegungen mit einbezieht. Wer beispielsweise eine Stelle als Industriekaufmann sucht, kann seine Chancen nahezu verdoppeln, wenn er sich auch auf Ausbildungsstellen als Bürokaufmann oder Kaufmann im Groß- und Außenhandel bewirbt. Die Berufsberater arbeiten gerne gemeinsam mit den Jugendlichen entsprechende Alternativen heraus.

Man muss wissen, dass Arbeitgeber, die für ihr Unternehmen ausgebildete Mitarbeiter suchen, immer die jeweiligen Anforderungen am zu besetzenden Arbeitsplatz in den Mittelpunkt stellen. Ihnen ist es in der Regel gleich, ob ein Industrie-, Büro- oder Großhandelskaufmann die Stelle einnimmt. Häufig haben Großhandelskaufleute in Industrieunternehmen sogar bessere Chancen, weil sie vertiefte Export- und Sprachkenntnisse mitbringen. Im Kreis Limburg-Weilburg konzentriert sich aber die Hälfte aller Lehrstellensuchenden auf nur zehn Wunschberufe.

Auch die räumliche Mobilität spielt eine große Rolle. Wer keine Abstriche an seinem Traumberuf machen möchte, sollte seine Bewerbungen zumindest auf den Tagespendelbereich (zum Beispiel Rhein-Main) ausweiten.

Schulische Berufsausbildungen

Findet man keine betriebliche Ausbildungsstelle, kann man darüber nachdenken, ob es schulische Berufsausbildungen gibt, die zum Zielberuf führen. Viele Berufsfachschulen bieten entsprechende Ausbildungen an. Ganz wichtig ist, sich vorher von einem Berufsberater über die zukünftigen Berufschancen beraten zu lassen, weil nicht alle Arbeitgeber die schulischen Ausbildungswege kennen und daher meist betriebliche Ausbildungen vorziehen. Es gibt aber auch Ausbildungsberufe, die nur schulisch angeboten werden (zum Beispiel Erzieher). Auch ein weiterer Schulbesuch kann die Ausbildungschancen später deutlich verbessern. Insbesondere berufsbezogene Schulen bieten vielfältige Angebote.

Traditionell beginnen viele Ausbildungsverhältnisse am 1. August und am 1. September. Nicht jeder Auszubildende tritt seine Lehre auch tatsächlich an. Manche hatten sich zuvor mehrere Ausbildungsstellen gesichert oder entscheiden sich doch noch für ein Studium oder einen Schulbesuch. Am Tag danach (2. August und 2. September) heißt es dann, unbedingt aktiv werden. Weil die meisten Betriebe dann mit den Kammern Kontakt aufnehmen, um das weitere Vorgehen zu klären, hat so manche Nachfrage bei der Handwerkskammer oder IHK noch zum Erfolg geführt.

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sollen auf die Aufnahme einer Ausbildung vorbereiten oder der beruflichen Eingliederung dienen. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört es, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich einer möglichen Berufswahl zu überprüfen und zu bewerten. Ferner können sich die Jugendlichen im Spektrum geeigneter Berufe orientieren, um eine abgesicherte Berufswahlentscheidung zu treffen. Insbesondere die mehrmonatigen Praktika führen häufig im Anschluss zum Ausbildungsvertrag. Die Jugendlichen erhalten während der Teilnahme eine Berufsausbildungsbeihilfe. Die Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein betriebliches, sechs- bis zwölf-monatiges Praktikum, bei dem die Jugendlichen in einem Betrieb arbeiten und Grundkenntnisse für einen anerkannten Ausbildungsberuf erwerben. EQ kann in den meisten Berufen absolviert werden, aber nicht in schulischen Ausbildungsgängen. Während des Praktikums sind die Teilnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt und bekommen monatlich bis zu 262 Euro von ihrem Betrieb ausbezahlt. Etwa siebzig Prozent der EQler erhalten direkt im Anschluss einen Ausbildungsvertrag.

Lernbehinderte oder sozial benachteiligte Jugendliche, denen nach Ende einer berufsvorbereitenden Maßnahme eine Ausbildungsstelle in einem Betrieb auch mit ausbildungsbegleitenden Hilfen nicht vermittelt werden kann, können in einer außerbetrieblichen Einrichtung ausgebildet werden. Bei diesen Ausbildungen sind Berufsausbildung, Stützunterricht und sozialpädagogische Begleitung aufeinander abgestimmt. Nach einem Jahr ist der Übergang in eine betriebliche Ausbildung anzustreben. Die meisten dieser Ausbildungsplätze sind kooperativ eingerichtet, das bedeutet, die tatsächliche Ausbildung findet in einem Betrieb in der Region statt. Behinderte, die keine Regelausbildung durchlaufen können, erhalten einen behinderungsspezifischen Ausbildungsplatz.

Was geht sonst noch?

Freiwilliges Soziales Jahr / Freiwilliges Ökologisches Jahr: Diese Dienste bieten sich immer dann an, wenn man in soziale oder ökologische Berufe einsteigen möchte. Durch die Teilnahme erwirbt man Kenntnisse und Fertigkeiten, die man für den späteren Ausbildungsberuf nutzen kann. Hierdurch hat man im nächsten Jahr bei den Bewerbungen deutlich bessere Chancen - auch weil man die Ernsthaftigkeit des Berufswunsches oder des gewünschten Betätigungsfeldes unterstreicht.

Praktika: Jede Chance nutzen, um in Betriebe reinzuschnuppern. Man erkennt so am besten, ob der gewünschte Beruf auch wirklich zu einem passt. Außerdem kann man sich dem Ausbildungsbetrieb empfehlen oder zumindest in späteren Bewerbungen auf die erworbenen Kenntnisse Bezug nehmen. Immer mehr Ausbildungsbetriebe nutzen Praktika zur Eignungsklärung.

Bundeswehr / Bundesfreiwilligendienst: Wenn es mit der Ausbildungsstelle nicht geklappt hat, bietet auch die Bundeswehr eine Möglichkeit zur Überbrückung. Wer sich dort länger verpflichtet, kann auch bei den Streitkräften eine Ausbildung absolvieren. Auch der Bundesfreiwilligendienst ist eine gute Möglichkeit, sich bis zum neuen Ausbildungsjahr sinnvoll zu betätigen und vielleicht in soziale Berufe hineinzuschnuppern. Zukünftige Arbeitgeber finden ein persönliches Engagement für die Gesellschaft gut. Durch soziales Arbeiten kann man in der nächsten Bewerbung punkten.

Mini-Job: Ist immer noch besser, als zu Hause abzuhängen. Ähnlich wie beim Praktikum kann man berufliche Erfahrungen sammeln und nicht selten ergeben sich dann im Betrieb auch Ausbildungschancen. (BA)


Gut versichert in die Ausbildung starten und kein Risiko eingehen

Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung - ganz wichtig, auch an die eigene Krankenversicherung sowie eine Haftpflichtversicherung denken

Wer eine betriebliche Ausbildung beginnt, stellt spätestens nach dem ersten Monat mit Blick auf das Konto fest, dass von der Ausbildungsvergütung Sozialversicherungsbeiträge abgezogen werden: Rentenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung. Der Arbeitgeber zahlt ebenfalls einen Anteil in diese Versicherungen ein.

Ist die Ausbildungsvergütung sehr gering (unter 325 Euro), übernimmt der Arbeitgeber sogar die gesamten Beiträge. Wer bisher über die Familie kostenlos krankenversichert war, muss mit Beginn der Ausbildung eine eigene Krankenversicherung abschließen.

Gut zu wissen: Die Beiträge sind bei allen Anbietern gleich, nur die Leistungen können sich im Detail unterscheiden. Es lohnt sich, bei der Wahl der Krankenversicherung darauf ein Auge zu haben.

Jeder Mensch sollte zudem eine Haftpflichtversicherung haben, die einspringt, wenn man mal einen Schaden verursacht.

Ob für im Elternhaus lebende Azubis noch die Haftpflichtversicherung der Eltern einspringt, sollten sie unbedingt abklären und im Zweifelsfall eine eigene Versicherung abschließen, um so kein Risiko einzugehen. Denn schon kleine Versehen können teure Schäden nach sich ziehen. (txn)

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