Der Subaru Solterra Platinum Plus im Test

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WENN SCHON, DENN SCHON!

Fotos: Maurice Weber

Wenn schon, denn schon: Subarus erster Stromer ist ein richtiger Watz. Ein 4,70 Meter langes, 1,86 Meter breites und zwei Tonnen schweres Mittelklasse-SUV. Wie nahezu alle Subarus natürlich mit Allradantrieb. „Solterra“ heißt das Elektro-Geschoss - eine Kombination der lateinischen Wörter für Sonne und Erde. Ein schöner Name. Schöner jedenfalls als der seines Zwillingsbruders. Der wird als Toyota bZ4X - beyond Zero Mittelklasse-Crossover - vermarktet. Die Bedeutung von Solterra lässt sich deutlich leichter erraten: Nach dem emotionalen Höhenflug beim ersten Rundgang, wird man beim Blick in die Preisliste ganz schnell geerdet. Und man braucht ein sonniges Gemüt, um dafür mindestens 58490 Euro auf den Händlertisch zu blättern. Aber wenn schon, denn schon: Für unsere Testfahrten nahmen wir im 61 990 Euro teuren Topmodell Platz - dem Solterra Platinum Plus.

Was soll man sagen? Wer es sich hier einmal bequem gemacht hat, mag eigentlich nicht mehr aussteigen. Die Musik kommt aus einer Harman/Kardon-Anlage mit zehn Lautsprechern plus Subwoofer. Die Sessel sind supergemütlich und mannigfach elektrisch verstellbar. Sonne, Mond und Sterne scheinen durch das Panoramadach in die gute Stube.

Die Wohlfühltemperatur wird auch im parkenden Auto gehalten und kann bei Bedarf via Handy-App gesteuert werden. Apropos Smartphone: Das wird via Induktion aufgeladen. Oder über eine der insgesamt vier USB-Steckdosen. Zwei davon befinden sich im Fond. Dort gibt es in der Mittelkonsole sogar eine Handyhalterung und die Sitzheizung sorgt dafür, dass auch den Hinterbänklern der Boppes auf dem Lederimitat nicht auf Grundeis geht. Soviel Luxus gibt es im heimischen Wohnzimmer wohl kaum.

Auch ansonsten hat der Solterra einiges serienmäßig zu bieten. Vieles davon findet man bei der Konkurrenz nicht einmal auf der Sonderausstattungsliste. Das reicht von der Spurzentrierungsunterstützung mit adaptiver Lenkung und dem Anfahrkollisionswarner über das Hybrid-Cloud-Navigationssystem und den in der Höhe verstellbaren Kofferraumboden bis hin zum stoffverkleideten Armaturenbrett und der LED-Kennzeichenbeleuchtung.

Mit dem Pipapo ist also alles fein. Aber wie schaut es beim Hoppi-Galoppi aus? Nun ja: Mit jeweils einem 109 PS starken Motor an jeder Achse kann da ja nicht viel schiefgehen. In weniger als sieben Sekunden zischt der Solterra aus dem Stand auf Tempo 100. Dem Geschwindigkeitsrausch wird bei 160 km/h ein Ende gesetzt. Der Stromverbrauch würde ansonsten - Achtung, Viren-Vokabel - exponentiell ansteigen.

Womit wir bei der vielleicht wichtigsten Frage vorm E-Auto-Kauf wären: Wie weit komme ich mit dem Ding überhaupt? Wer gerne mal den Eco-Modus verlässt, „Normal“ überspringt und mit „Power“ die Piste pflügt, wird nicht mit einer deutlich verkürzten Reichweite bestraft. Über 300 Kilometer weit kamen wir bei unseren Testfahrten mit einer vollen Batterieladung immer. Auch 350 sind bei sommerlichen Temperaturen in der Regel locker machbar, ohne dass es stressig wird. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei etwa zehn Heizlüftern - also 20 Kilowatt pro 100 Kilometern. Somit ist nach ungefähr drei Stunden auf der Autobahn eine Ladepause fällig. Von Mittelhessen aus gesehen, wäre das in Richtung Berge kurz hinter Nürnberg und in Richtung See kurz vor Hannover. Eine freie Ladesäule vorausgesetzt, ist der Akku nach einer Folge „Supernatural“ schon wieder fast rappelvoll.

Wobei die Zeit zwischen zwei Lade-Stopps wesentlich unterhaltsamer ist als jeder Serien-Stream. Zumindest für den Fahrer. Der hat nicht nur dieses elektrisierende Ffft-fft-Feeling beim Beschleunigen, sondern auch jede Menge Fahrspaß-Extras.

Zum Beispiel das Fahren nur mit dem Gaspedal. „Wer braucht schon eine Bremse, wenn er eine Hupe hat?“, scherzen PS-Machos gelegentlich. Bei den modernen Elektroautos heißt es ganz im Ernst: „Wer braucht schon eine Bremse, wenn er ein Rekuperationssystem hat“. Wie im Autoscooter bremst das Fahrzeug ab, wenn der Pilot vom Gas geht. Wie stark, kann dieser über Schaltwippen am Lenkrad einstellen. Wenn einem nicht gerade Bambi vor die Kiste springt, ist das Bremspedal praktisch überflüssig.

Zu den vielen elektronischen Helferlein zählt das X-Mode-System, das den Solterra auch bei Schnee und Eis in der Spur hält. Oder die elektronisch geregelte Drehmomentverteilung, die beim Bremsen in Kurven dafür sorgt, dass kleine Fehler nicht groß bestraft werden.

Fazit: Der Solterra ist ein echt cooles Teil. Auch, wenn so einiges an ihm gewöhnungsbedürftig ist, macht er am Ende des Tages doch Laune. Mit seinem ersten reinrassigen E-Automobil hat Subaru ein Feuerwerk an Innovationen gezündet, die auch bei den Autobauern selbst Lust auf mehr machen. So soll nun bis auf Weiteres jedes Jahr ein neuer E-Subaru auf den Markt rollen. Christian Reiche

Fakten: Subaru Solterra Platinum Plus

MOTOR: Jeweils ein Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse mit zusammen 160 kW / 218 PS und einem maximalen Drehmoment von 338 Nm, Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 71,4 kWh, Ladeleistung AC 7 kW/h, DC 150 kW/h, Energieeffizienzklasse A+++.

ANTRIEB / FAHRWERK: Permanenter elektrischer Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung, Eingang-Reduktionsgetriebe, Ein-Pedal-Funktion, Powermodus, Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorn und Doppelquerlenkerachse hinten, Fahrdynamikregelung, X-Mode-System (Stabilisierung auf glattem Untergrund), Bergabfahrkontrolle. elektronisch geregelte Drehmomentverteilung.

FAHRLEISTUNGEN / VERBRAUCH: Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,9 Sekunden, Test-Energieverbrauch 20 kW/100 km, Test-Reichweite 350 km (Herstellerangabe 415 km).

LISTENPREIS: 61 990 Euro.

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